Verbände: Deckelung der Strommarkt-Erlöse wäre Aus für viele Bioenergie-Anlagen

Das BMWK will laut Bundeswirtschaftsminister Habeck die Begrenzungen der jährlichen Maximalproduktion für Biogas aussetzen.Foto: Stephan Leyk / www.stock.adobe.com
Biogasanlage (Symbolbild)
Die Europäische Kommission (KOM) hat vorgeschlagen, bei Erneuerbare-Energien-Anlagen die Erlöse abzuschöpfen, die die Anlage am Strommarkt über einen Wert von 20 ct/kWh hinaus erzielt. Die Bioenergie-Verbände halten dies für fatal.

Die Deckelung der Strommarkt-Erlöse für erneuerbare Energien sei offenbar nicht zu Ende gedacht, sagt Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie. Dieses bündelt die politischen Aktivitäten des Bundesverbandes Bioenergie e.V. (BBE), des Deutschen Bauernverband e.V. (DBV), des Fachverbandes Biogas e.V. (FvB) und des Fachverband Holzenergie (FVH).

Erlös-Deckelung teilweise unterhalb der Brennstoffkosten für Bioenergie

„Es gibt entscheidende betriebs- und energiewirtschaftliche Unterschiede zwischen der Stromerzeugung aus Biomasse und der Stromer-zeugung aus Wind- und Solarenergie, die der Vorschlag schlichtweg ignoriert“, sagt Rostek. Zum Einen hätten die Bioenergie-Anlagen im Gegensatz zu Wind- und Solarenergie Brennstoffkosten. Diese seien seit Beginn des Ukrainekrieges stark gestiegen. Das liege auch an den extrem Preisen für landwirtschaftliche Ressourcen, Düngemittel, Kraftstoffe und Technik. Mit dem vorgesehenen Betrag für die Decklung der Erlöse auf 20 Cent pro kWh könnten die meisten meisten Bioenergie-Anlagen nicht mal ihre Brennstoffkosten decken, geschweige denn Rücklagen für Ertüchtigungsinvestitionen bilden. Einigen Bestandsanlagen drohe damit sogar die Stilllegung.

Begrenzung der Einnahmen nimmt Bioenergie-Anlagen Anreiz zur Flexibilität

Zum Anderen gebe es bei einer Deckelung der Erlöse für die Bioenergie-Anlagen keinen Anreiz mehr für eine flexible Fahrweise. Bisher können sie in Zeiten, in denen Wind und Sonne weniger Energie liefern, höhere Preise erziehen. Dadurch lohnt es sich für die Betreiber, in die Flexibilisierung der Anlagen zu investieren, also in eine höhere Spitzenleistung und Gasspeicher. Indem die Bioenergie-Anlagen zu Spitzenlastzeiten das Angebot stärken, dämpfen sie auch die Marktpreise. Derzeit liegen die Börsenstrompreise jedoch durchgängig über 20 Cent pro kWh. Bei einer Deckelung er Erlöse auf dieses Niveau gäbe es also keinerlei Anreiz mehr, Bioenergie-Anlagen flexibel zu betreiben.

Ein Teil der Holzheizkraftwerke würde zudem über Wärmespeicher verfügen, um die Stromerzeugung von der Wärmebereitstellung zeitlich zu entkoppeln. Diese Speicher ließen sich auch für das Gesamtsystem nutzen. Würden Wind und Sonne mehr Strom liefern, als aktuell benötigt werde, könne man die Energie in Form von Wärme speichern.

Bioenergie-Verbände arbeiten an „konstruktiven Vorschlägen“

Die Deckelung der Strommarkt-Erlöse würde also das Ziel der Bundesregierung konterkarieren, mehr Strom aus Biogas und mehr Wärme aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Die Bioenergie-Verbände fordern daher, Bioenergie-Anlagen von der pauschalen Deckelung der Strommarkt-Erlöse auszunehmen. Die Verbände würden ihrerseits an konstruktiven Vorschlägen arbeiten, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung.

Die Rolle der Bioenergie im künftigen Energiesystem ist in jüngster Zeit heiß umkämpft. Als erneuerbare Wärmequelle zum Heizen stufte die Bundesregierung die Bioenergie kürzlich als nachrangige Energiequelle ein. Dem aktuellen Marktmonitoring der dena zufolge deckte die Bioenergie 2021 rund ein Zehntel des deutschen Endenergiebedarfs.

12.9.2022 | Quelle: Hauptstadtbüro Bioenergie | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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