‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | moritz320 | Bankhaus

© pixabay.com | moritz320

Das schmutzige Finanzgeschäft der Banken

Seit dem Pariser Klimaabkommen haben die größten Banken der Welt 3,8 Billionen US-Dollar in fossile Brennstoffe gesteckt – Tendenz steigend. Klimagruppen schlagen Alarm und haben jetzt einen Bericht veröffentlich, der zahlreiche Missstände aufdeckt.

29.03.2021 – Beim Pariser Klimaabkommen haben sich 195 Staaten darauf geeinigt, die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Und damit müsste auch die Finanzierung von fossilen Brennstoffen zurückgefahren werden.

Der kürzlich erschienene Bericht „Banking on Climate Chaos 2021“ zeigt jedoch, dass das Gegenteil der Fall ist: Die Investitionen in klimaschädliche Industrien steigen seit Jahren weiter an. Verfasst wurde der Bericht vom Rainforest Action Network, BankTrack, dem Indigenous Environmental Network, Oil Change International, Reclaim Finance und Sierra Club. Dafür gab es von über 300 weltweit tätigen Organisationen Unterstützung.

3.800.000.000.000 fossile US-Dollar

Demnach haben die 60 größten Banken der Welt seit dem Klimaabkommen rund 3,8 Billionen US-Dollar in fossile Brennstoffe investiert. Die Klimagruppen bezeichnen das als eine alarmierende Trennung zwischen dem globalen wissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel und den Investitionspraktiken der Banken.

Trotz der Corona-Krise war die Finanzierung fossiler Brennstoffe im vergangenen Jahr höher als im Jahr 2016. Besonders profitiert haben davon die 100 größten Kohle- Erdgas- und Erdölunternehmen der Welt. Sie erhielten in den letzten fünf Jahren rund 1,5 Billionen US-Dollar und haben ihr Geschäft mit den fossilen Energieträgern sogar noch weiter ausgebaut. Trotzdem war die Gesamtfinanzierung 2020 aufgrund der Rezession im Vergleich zum Vorjahr insgesamt rückläufig.

„Der beispiellose Rückgang der weltweiten Finanzierung fossiler Brennstoffe durch COVID-19 bietet den größten Banken der Welt eine wichtige Wahl für die Zukunft“, sagt Ginger Cassady, Geschäftsführerin vom Rainforest Action Network. Der Trend sinkender Investitionen könne fortgesetzt oder rücksichtslos zum „normalen“ Geschäftsbetrieb zurückgekehrt werden. Die Banken hätten es jetzt selbst in der Hand. „Wenn wir Ende des Jahres zum Klimagipfel in Glasgow gehen, könnten die Einsätze nicht höher sein. Die Wall Street muss jetzt handeln“, so Cassady.

US-Banken führen die Liste an

Dabei waren US-Banken erneut die größten Unterstützer klimaschädlichen Wirtschaftens. Auf dem ersten Platz landete JPMorgan Chase, die mit einer Bilanzsumme von über 2,6 Billionen US-Dollar immerhin die größte Bank der USA ist. Obwohl sich JPMorgan Chase erst kürzlich zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens bekannt hat und die Bank demnach auch seine Finanzierungsstrategie anpassen müsste, fließen weiterhin riesige Geldsummen in fossile Brennstoffe. Zwischen 2016 und 2020 waren es stolze 317 Milliarden US-Dollar. Das sind 33 Prozent mehr als die schmutzigen Investitionen der zweitplatzierten und ebenfalls in New York ansässigen Citibank.

Auf der langen Liste der klimaschädlichen Top-Finanzierer landeten auch mehrere deutsche Banken. Die Deutsche Bank hat zwischen 2016 und 2020 über 74 Milliarden US-Dollar in fossile Energien gesteckt – und beispielsweise die Vertreibung von Ureinwohnern unterstützt. Immerhin sank hier das Investitionsvolumen jedes Jahr – jedoch viel zu langsam. So flossen im vergangenen Jahr noch über 9 Milliarden US-Dollar an Kohle- Erdgas- und Erdölunternehmen. Mit von der Partie war mit einer Summe von fast 12 Milliarden US-Dollar zwischen 2016 und 2020 auch die Commerzbank, bei der die Investitionen in den letzten Jahren sogar relativ konstant blieben.

Abgesehen von einer detaillierten Auflistung der einzelnen Banken und ihren Investitionsvolumen in fossile Brennstoffe gibt der Bericht im Rahmen zahlreicher Case Studies auch Aufschluss über besonders klima- und umweltschädliche Projekte – und ihre Finanzierer.

Teersand-Ölpipeline „Linie 3“

So wird zum Beispiel das Projekt der umstrittenen Teersand-Ölpipeline „Linie 3“ des kanadischen Unternehmens Enbridge näher beleuchtet. Es verletze nicht nur die Rechte der Ureinwohner, sondern bedrohe auch große Seen Nordamerikas und gefährde das gesamte Weltklima. Die Förderung des mit Ton und Sand vermischten Öls gilt als besonders umwelt- und klimaschädlich.

Bis März 2021 haben 29 unterschiedliche Banken Kredite in Höhe von fast 13 Milliarden US-Dollar an Enbridge vergeben. Dabei sind unter anderem Barclays, JPMorgan Chase, MUFG und TD. Die Unterstützung der Banken für das Projekt „Linie 3“ ist ohne die Zustimmung der Ojibwe-Völker, deren Territorium die Pipeline durchschneidet, geflossen.

Fracking im argentinischen Vaca Muerta

Eine weitere Case Study behandelt die Ausweitung des äußerst umwelt- und klimaschädlichen Frackings im argentinischen Vaca Muerta in Patagonien auf dem Land der indigenen Mapuche-Gemeinden. Die Regierung hatte das Projekt mit der Hoffnung genehmigt, die stark angeschlagene Wirtschaft retten zu können. Durch den Export von Öl und Gas soll zukünftig die Staatsverschuldung reduziert werden.

Deshalb wurde mehreren in Vaca Muerta tätigen Öl- und Gasunternehmen Subventionen in Höhe von mehreren hundert Millionen US-Dollar gewährt. Das geht jedoch zu Lasten der Menschen vor Ort, die sich dem Projekt widersetzen. Zu den in Patagonien tätigen Unternehmen gehören unter anderem Tochterunternehmen von globalen Konzernen wie BP und Total sowie das argentinische Staatsunternehmen YPF. Seit dem Pariser Abkommen haben bis zum August 2020 vor allem die Banken JPMorgan Chase, Citi, Bank of America, HSBC und Barclays das Fracking in Vaca Muerta unterstützt.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (jk) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 29 / 2019 | „Urbane Energiewende“ |  Jetzt lesen | Download

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren