© ThanksForYourLike pixabay/ Elektroauto beim Laden
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Im Preisdschungel von Ladestationen

Elektrisch Laden statt Tanken ist aber dennoch billiger als Benzin und Diesel

Wien- In einer Preis- und Marktanalyse hat die Arbeiterkammer 36 Tarife von 18 Anbietern untersucht: Es zeigt sich, das Laden von Elektrofahrzeugen ist trotz Ölpreisverfalls während der Corona-Krise immer noch deutlich günstiger als das Tanken von Benzin oder Diesel.


Nach wie vor ist aber die Transparenz des Marktes für KonsumentInnen nicht gegeben. Es gibt keine einheitliche Abrechnungseinheit (kWh), sondern auch Abrechnung nach Zeit, und ein einfacher Preisvergleich ist nahezu unmöglich.

Preismonitoring ähnlich wie bei Spritpreis notwendig

Um den KonsumentInnen den Preisvergleich zu erleichtern und unliebsame Überraschungen bei der Abrechnung zu vermeiden, fordert die AK die Etablierung eines Preismonitorings vergleichbar zum Spritpreismonitor und die Vereinheitlichung der Angaben und Bezugskonditionen.

Im Preis-Dschungel der E-Mobilität

Elektromobilität wird auch im Zuge klima- und energiepolitischer Strategien immer öfter ein wesentlicher Beitrag für die Erreichung der Zielsetzungen im Verkehr beigemessen. Aus diesem Grund hat die AK eine Preis- und Marktanalyse für E-Tanken aus dem Jahr 2018 und 2019 wiederholt.

Die E-Mobilität in Österreich nimmt weiter Fahrt auf: Die Anzahl an reinen Elektroautos stieg von 2018 bis 2019 um 8.692 (+ 41,8 %) und von 2019 bis Ende Juni 2020 um 4.461 Fahrzeuge auf insgesamt 33.984. Das entspricht einem Anteil von rund 0,7 % am Gesamtbestand von Pkws in Österreich. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass 80 % der Ladungen Zuhause oder direkt am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Für die restlichen Ladungen ist man auf die 3715 öffentliche zugängliche Lademöglichkeiten angewiesen. Wer allerdings dort tanken möchte, verliert sich nach wie vor einen regelrechten Preis-Dschungel.

In der AK Analyse wurden 36 Tarife von 18 Anbietern untersucht. Die Kosten für 100 Kilometer mit dem E-Auto liegen im Durchschnitt bei einem Vertragstarif nun bei 5,18 Euro. Damit sind die Kosten im Vergleich zu 2019 leicht gestiegen, aber E-Tanken ist immer noch deutlich günstiger als Fahrten mit Benzin oder Diesel.

Kosten 100/km Kostendifferenz in % gegenüber des dominanten Tarifmodells
2018 2019 2020 2018 2019 2020

Benzin ¤ 8,705 ¤ 9,096 ¤ 8,057
+ 78% + 82% + 57%

Diesel ¤ 7,599 ¤ 8,345 ¤ 7,870
+ 56% + 67% + 54%

Ø Tarifverträge ¤ 4,882 ¤ 4,995 ¤ 5,180 (100%) (100%) (100%)
Ø Pauschaltarife ¤ 4,509 ¤ 4,100 ¤ 3,928 - 8% - 18% - 25%
Ø Direct-Payment ¤ 5,730 ¤ 6,349 ¤ 6,248 + 17% + 27% + 21%
Ø Haushaltsstrom ¤ 2,400 ¤ 2,700 ¤ 2,876 - 51 % - 45 % - 46%

Durchschnittspreise pro 100 km nach Tarifmodellen und Treibstoffen, Q: Preisblätter, eigene Berechnungen

Bei E-Ladestationen gibt es verschiedene Preismodelle, ähnlich wie beim Mobilfunk. In Österreich stellt der Vertragstarif mit der Abrechnung nach (Ansteck-) Zeit das dominante Tarifmodell dar. Die angebotenen Pauschaltarife haben sich im Vergleich zum Vorjahr reduziert. In der vorliegenden Erhebung waren nur noch drei unterschiedliche Pauschalangebote am Markt vorzufinden. Direct-Payment Tarife sind die zweit häufigste Tarifform. Direct-Payment Tarife, die das ad-hoc laden und direkte Bezahlen mittels Kreditkarte, SMS oder Paypal an der Ladestation ermöglichen sollen, gewährleisten einen nicht-diskriminierenden Zugang zur öffentlichen Ladeinfrastruktur.

Der durchschnittliche Pauschaltarif ist aktuell um rund 25 % günstiger als der durchschnittliche Tarifvertrag. Hinsichtlich des ad-hoc Ladens ist der Preisvorteil der Tarifverträge von 27 % im Vorjahr auf 21 % geschrumpft. Das Laden mittels Haushaltsstrom stellt zwangsläufig, da keine Infrastrukturkosten wie die Errichtung und der Betrieb einer Ladestation miteinberechnet werden müssen, die günstigste Form des Ladens dar. Zwar ist der Preisvorteil des Haushaltsstroms in den letzten Jahren leicht gesunken, er bleibt aber grundsätzlich stabil bei in etwa 46% gegenüber dem durchschnittlichen Tarifvertrag.

Der Vergleich der Tarifmodelle anhand der reinen Durchschnittspreise greift allerdings zu kurz. Ein genauerer Blick zeigt deutlich, dass zwischen den einzelnen Vertragstarifen ebenso erhebliche Unterschiede in Preisen und Konditionen bestehen. Die Durchschnittspreise liegen für eine Wegstrecke von 100 Kilometern zwischen 2,95 Euro und 10,48 Euro.

Niedrigster Preis Höchster Preis
Tarifverträge ¤ 2,60 ¤ 10,48
Pauschaltarife ¤ 3,28 ¤ 4,90
Direct-Payment ¤ 4,59 ¤ 8,48

Schwierige Preisvergleiche

Neben den unterschiedlichen technischen Voraussetzungen beim Laden des eigenen Elektro- Pkws, wie zum Beispiel unterschiedlicher Ladestand, Reichweite und Anschlusskapazitäten spielt auch die Entfernung der benötigten Ladeinfrastruktur, das individuelle Fahrverhalten und Witterungsbedingungen eine Rolle für den Stromverbrauch bei Elektrofahrzeugen.

Da davon auszugehen ist, dass die technischen Unterschiede und deren Auswirkungen auf Ladeverhalten und Verbrauch bestehen bleiben werden, erscheint es aus KonsumentInnensicht umso wichtiger, die Tarife und Preise angemessen, einfach, transparent und vor allem eindeutig vergleichbar zu gestalten. Wie die Studie zeigt, ist ein solcher Vergleich für die einzelne Konsumentin oder den einzelnen Konsumenten nicht ohne erheblichen Aufwand durchzuführen.

Klare Forderungen

Herstellung einer einfachen und eindeutigen Preisvergleichbarkeit über eine mengenbezogene Preisauszeichnung (kWh): Die Arbeiterkammer Wien fordert die Gewährleistung einer einfachen und transparenten Vergleichbarkeit der Preise durch eine einheitliche mengenbezogene Preisauszeichnung (kWh). Im Rahmen der österreichischen Gesetzgebung wäre dies durch den Erlass einer Verordnung möglich.

Etablierung eines Preismonitorings: Außerdem sollte aus Sicht der Arbeiterkammer Wien das Monitoring der Preise weiter verbessert werden. Das Ladepunkteregister mit der Möglichkeit zur freiwilligen Bekanntgabe der ad-hoc Preise, betrieben durch die E-Control, sollte dazu genutzt und weiterentwickelt werden. Der Behörde sind dazu die finanziellen und personellen Mittel durch das zuständige Ministerium bereitzustellen.

Umsetzung europäischen Rechts in Hinblick auf einen einfachen und eindeutigen Preisvergleich beim öffentlich-zugänglich und gewerblich betriebenen Laden von Elektrofahrzeugen: Im Sinne der KonsumentInnen sollte es daher dringend zu einer Umsetzung konsumentInnenfreundlicher Regelungen für einen einfachen und eindeutigen Preisvergleich kommen. Dazu bedarf es Änderungen im Bundesgesetz zur Festlegung einheitlicher Standards beim Infrastrukturaufbau für alternative Kraftstoffe.

Tipp: Mehr Infos gefällig?

Hier finden Sie die Studie zum Download


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /