Naturstrom schließt PPA für alte Windenergieanlagen

Windenergieanlagen auf flachem Terrain bis zum Horizont unter blauem Himmel.Foto: Oliver Ristau
Viele Windenergieanlagen fallen 2021 aus dem EEG.
Der Ökostromanbieter Naturstrom hat mit den Eigentümern von Windenergieanlagen, die am Ende des EEG-Vergütungszeitraum sind, einen Stromabnahmevertrag geschlossen. Die Gesamtkapazität beträgt 60 Megawatt (MW).

Die Düsseldorfer Naturstrom AG schließt ein Stromabnahmevertrag (power purchase agreement – PPA) für alte Windenergieanlagen. Wie der Grünstromanbieter mitteilte, handelt es sich dabei um mehr als 90 Anlagen. Diese erhalten ab 2021 nach 20 Jahren keine Vergütung mehr nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Ihre Kapazität beträgt 58,5 MW. Damit werden die alte Windenergieanlagen ab 2021 die Kundinnen und Kunden von Naturstrom versorgen.

„Mit dem erstmaligen Auslaufen der EEG-Vergütung für rund 5.000 Windenergieanlagen beginnt zum Jahreswechsel eine neue Epoche für die Energiewende“, erklärt Naturstrom-Vorstand Oliver Hummel. „Es entsteht ein neues Marktsegment für förderfreien Ökostrom, der gezielt zur Belieferung von Haushalts- und Gewerbekunden eingesetzt werden kann. Als einer der großen Ökostromanbieter in Deutschland und etablierter Direktvermarkter sehen wir uns sehr gut gerüstet, die Chancen dieses Umbruchs zu nutzen.“

Den Windstrom von 49 Enercon-Anlagen mit einer Leistung von 35 MW erhält Naturstrom über den Direktvermarkter Quadra Energy. „Durch unsere Kooperation können beide Unternehmen Anlagenbetreibern eine Perspektive für den wirtschaftlichen Weiterbetrieb bieten.“ Das sagt Holger Clever,schäftsführer der QUADRA Energy GmbH.

Vermarktung von 900 MW Solar und Wind

Weitere 44 Anlagen mit einer Leistung von 23,5 MW hat Naturstrom direkt unter Vertrag genommen. Dazu zählen auch zwei Anlagen von Peter Ahmels, langjähriger Leiter der Abteilung Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe. „Ich freue mich, dass die Anlagen auch nach 2020 weiterlaufen, denn wir brauchen dringend sehr viel mehr Ökostrom“, so Ahmels. Und dazu könnten die alten, aber noch einsatzbereiten Anlagen günstig beitragen.

Um den Schritt zum ungeförderten Weiterbetrieb noch vielen weiteren Betreibern zu ermöglichen, habe sich das Unternehmen frühzeitig positioniert. Naturstrom vermarkte aktuell ein Portfolio Wind- und Solarparks im Großhandel von über 900 Megawatt. Das Unternehmen betreibe außerdem eigene Ökostromanlagen mit einer Leistung von rund 175 Megawatt. Die Firma sei auch für den Kauf von EEG-Altanlagen offen.

Weiterbetrieb kein Selbstläufer

Derzeit ist unklar, wie viele der rund 5.000 Windräder, die 2021 aus dem EEG fallen, bis zum Jahresende einen Vermarktungsvertrag abschließen könnten. Entscheidend sei hierfür die Entwicklung der Börsenstrompreise, die Energieeinkäufern als Vergleichsgröße dienen. Da die Preise coronabedingt zwischenzeitlich eingebrochen waren und seitdem auf relativ niedrigem Niveau schwanken, kann ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb für viele Windenergieanlagen, insbesondere abseits der guten Küstenstandorte, nicht als Selbstläufer gelten.

Naturstrom habe daher im Juni einen detaillierten Vorschlag für eine eng befristete Auffanglösung unterbreitet. Damit wolle das Unternehmen im Fall dauerhaft zu niedriger Börsenstrompreise das Gros der Altanlagen vor der Abschaltung bewahren. „Es wäre fahrlässig, keine Vorkehrungen für den Fall zu treffen, dass ein Großteil der Altanlagen in einem durch Corona verzerrten Markt nicht unterkommt“, so Oliver Hummel. „Die Bundesregierung sollte bei den Altanlagen nicht alles auf eine Karte setzen, auch wenn wir und andere aktuell PPAs zum Weiterbetrieb abschließen.“ Im Referentenentwurf zur EEG-Novelle habe das BMWi die Unsicherheiten des Weiterbetriebs ausgeförderter Windenergieanlagen bislang nicht adressiert.

2.9.2020 | Quelle: Naturstrom | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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